Fundstücke

 

 

Fundstücke aus der Zeit von 1916 bis 1945 die mit dem ehemaligen Marine-Nachschublager Ölhof Bleckede in Verbindung stehen. Das Internetprojekt www.oelhof.de ist seit dem Jahr 2004 online. Mittlerweile sind  in Bleckede und Umgebung einige Dinge aufgetaut die aus den Jahren 1916 bis 1945 aus dem Ölhof stammen. Diese Seite trägt die Überschrift „Fundstücke“. Es handelt sich um Gegenstände die gefunden wurden (z.B. auf Dachböden oder in Kellern), ohne dass mit besonderen „Mitteln“ danach gesucht wurde.

 

I. Metallteile

 

Als  im Herbst 2003 im Holzschuppen bei dem Gebäude Nr.55  Betonplatten verlegt wurden,  entdeckte man eine Art Aschegrube. Neben Asche und Kohleresten wurde Material gefunden das eindeutig einer Schmiede zugeordnet werden kann. Ob dieser Schrott aber tatsächlich aus der Zeit vor 1945 stammt, kann nicht mit endgültiger Sicherheit behauptet werden.
 
 
 

 

            

Bild 1: Metallteile aus dem Abfall?, Foto squonk.

 

Hier handelt es sich um zwei ganze Häute, die allem Anschein nach vom Schaf oder Ziege stammen (ca. 1m mal 70 cm)
Der „Finder“ beschrieb sehr genau den Ort an dem diese Häute gelegen haben, daher bestehen keine Zweifel an der Echtheit dieser „Fundstücke“.  Der „Fundort“ war die ehemalige Tankgruppe IV zum Zeitpunkt der „Freigabe“ des Nachschublagers. Allerdings hat die lange Lagerung auf einem Dachboden die Häute fast zerstört.

 

Bild 2: Leder vermutl. Schaf oder Ziege, 2004, Foto Bendler.

 

Fast auf den Tag genau 60 Jahre nach dem das Materiallager im Oelhof zur Plünderung durch die Bevölkerung freigegeben wurde, haben Freunde weitere Fundstücke geschickt. Mehrere Zeitzeugen bestätigten unabhängig voneinander, dass es sich bei diesen Häuten um Leder aus dem Oelhof handelt. Es war in großen Mengen in der Tankgruppe IV eingelagert.

Auf einem anderen Dachboden in Bleckede und im Falle des kleineren Stückes, in der Ecke einer Werkstatt, hatten die abgebildeten Lederstücke die Zeit überdauert.

Bild 3: Solides Leder, geeignet zur Herstellung von Schuhen oder stabilen Aktentaschen, 2005, Foto Bendler.

 

Das Leder wurde bei der Reichsmarinewerft in vielfältiger Weise verarbeitet. Gleich nach dem Krieg wurden aus diesem sehr starken und stabilen Leder vielleicht Schuhe oder Taschen gefertigt. Ebenfalls war es auch zum Tausch für Lebensmittel oder Zigaretten auf dem Schwarzmarkt gut geeignet.

 

III. Schaumstrahlrohre der Ölhof – Feuerwehr

 

Für das Tanklager existierte eine eigenständige Feuerwache. Die Mannschaft und die Fahrzeuge waren für den Brandeisatz im Öllager z.B. nach einem Luftangriff oder nach einer Havarie an den Tankanlagen ausgebildet und ausgerüstet.

 

 

Diese Schaumstrahlrohre der Firma Total aus Apolda (Bild 4), gehörten ursprünglich zum Material der Feuerwehr im Ölhof.  Nach dem Krieg gelangten sie in den Bestand der Feuerwehr in Bleckede. Hier wurden zwei der vier Rohre vortrefflich restauriert und sind heute noch in ausgezeichnetem Zustand. Alle Buchstaben und Ziffern auf dem Typenschild von 1940 sind noch deutlich zu erkennen (Bild 5).

 

Anmerkung zu den Schaumstrahlrohren:
Das sogenannte Luftschaum-Verfahren geht bis in das Jahr 1923 zurück. Aber erst als Wilhelm Friedrich das gerätetechnisch unkomplizierte und dabei äußerst leistungsfähige „Strahlrohrschaum-Verfahren“ erfunden hatte, war die Entscheidung für den Luftschaum endgültig gefallen.
Sein 1932 patentiertes Luftschaumstrahlrohr, das unter dem Namen Kometrohr bekannt geworden ist, setzte sich bei den Feuerwehren durch. Es wurde später noch in Einzelheiten verbessert und gehört heute zur Standartausrüstung der Feuerwehren in der ganzen Welt.
Der heute im Brandschutz verwendete Schaum ist ausschließlich Luftschaum. Schaum ist das einzige Löschmittel, das nicht in fertiger Form auf Löschfahrzeugen mitgeführt wird, sondern erst an der Einsatzstelle erzeugt werden muss. Schaum besteht im allgemeinen aus drei Komponenten Wasser, Schaummittel und Luft.
Die Wasser / Schaummittellösung kann vorgemischt sein oder erst an der Einsatzstelle durch Zumischen erzeugt werden. Zur Herstellung von Schaum und seiner gezielten Abgabe dienen die Schaumrohre.

 

IV. Schlüssel und Locheisen mit Siegel:

 

Die hier abgebildeten Schlüssel (Bild 7 und 8) haben die Zeit seit ihrer letzten Verwendung vielleicht in irgendwelchen Kästchen, Regalen oder Taschen zugebracht. Ein Zeitzeuge bestätigte, dass der Schlüssel  (Bild 7) aus dem Oelhof in Bleckede stammt. Leider kann durch den ehemaligen Besitzer nicht mehr erklärt werden, für welche Türen oder Tore dieser Schlüssel passte und welche Regeln für seine Benutzung galten.

Im Januar 2024 kam ein weiterer Schlüssel als Spende zur Sammlung der Fundstücke hinzu. Der Schlüssel mit der Nummer 20 ist identisch mit dem Schlüssel mit der Nummer 34. Damit wir die Vermutung unterstützt, dass die Ziffern auf den Schlüsseln der Zuordnung und Registrierung zu einzelnen Mitarbeitern dienten.

Die Bedeutung der anderen Zeichen auf dem Schaft ist hingegen weniger geheimnisvoll. Selbst ein einzelner Schlüssel wurde mit dem offiziellen „Reichsdeutschen Siegel“ (der obere Abdruck ist unvollständig) gestempelt, um ihn unmissverständlich als Staatseigentum zu kennzeichnen. Der Schlüssel Nummer 20 trägt zusätzlich zum Reichsdeutschen Siegel noch den Buchstaben „M“ der hier, wie weiter unten bei den Werkzeugmarken, eindeutig für das Wort „Marine“ steht. Unklar bleibt die Bedeutung des Buchstaben „K“ auf dem Schaft im Bereich des Bartes und die Geschichte des zweiten (kleineren) Schlüssel am Ring.

 

 

Ebenso unmissverständlich wurden auch Werkzeuge gekennzeichnet. Auf dem Schaft der abgebildeten  Locheisen wurde ebenfalls, jeweils stark verkleinert, das „Reichsdeutsche Siegel“ eingeschlagen. In der  Vergrößerung einer Makro-Aufnahme kann man den Stempel erkennen.

 

 

V. Reichspfennig und Aluminium-Marken

 

Die 2 -Pfennig-Münze stammt aus einem Dachbodenfund im Gebäude Nr. 55. Das Prägedatum ist eindeutig.

 

 

Die Marke mit der Nummer 155 wurde 2013 auf einem Flohmarkt in der Nähe der niederländischen Grenze gefunden. Ursprünglich diente sie vermutlich als Werkzeugmarke. Die Aufschrift Öllager Bleckede, weist auf einen Zeitraum vor 1935 hin, da erst ab 1935 der Begriff  „Ölhöfe“ für die Öllager der Kriegsmarine eingeführt wurde. Der Stempel des reichsdeutschen Siegels weist hingegen auf eine Zeit nach 1933 hin. Es ist möglich, dass das Siegel und der Buchstabe „M“ für „Marine“ erst später (nachträglich) auf den Marken eingestempelt wurde und die Marken bereits aus der Zeit von 1917/18 stammen.

 

 

Eine weitere Marke wurde in der Nähe von Ellringen, ca 7,5 Km vom Ölhofgelände entfernt gefunden. Die große Differenz zwischen den Zahlen auf den beiden Marken ist ein weiterer Hinweis darauf, dass es sich bei diesen Aluminium-Marken vermutlich um Werkzeugmarken handelt. (Anzahl der Arbeiter auf der Baustelle)

 

Anmerkung zu Werkzeugmarken:

Die Verwendung von Werkzeugmarken in Produktionsbetrieben und Fabriken oder bei der Durchführung umfangreicher Montagearbeiten (mit einer Vielzahl von Handwerkern) ist heutzutage durchaus noch üblich.  Handwerker benötigen oftmals spezielle oder große Werkzeuge, welche nicht direkt an ihrem Arbeitsplatz (Werkbank oder Werkzeugausrüstung) aufbewahrt werden. Solche Werkzeuge werden in „Magazinen“ gelagert und verwaltet.  Hier kann sich der einzelne Handwerker mit Hilfe seiner, auf ihn registrierten, Werkzeugmarken spezielle Werkzeuge ausleihen.  Die  Marke dient dem Magazin als Pfand bzw. als Nachweis darüber wer sich gerade ein  Werkzeug ausgeliehen hat.  Ähnliche Systeme existieren zur Verwendung von Schlüsseln oder Waffen (z. B. Wachdienste).

 

VI. Ansteckbrosche mit Personalnummer

 

Bei Renovierungsarbeiten in unserem Haus (Gebäude Nr. 55) fanden wir in einer Vertiefung unter dem Holzfußboden eine Personalmarke. Diese Marken wurden vermutlich in besonderen Bereichen getragen um die Sicherheit gegenüber feindlicher Spionage zu erhöhen oder die Erkennung der Standortzugehörigkeit zu erleichtern. Die Marke ist stark korrodiert. Daher ist ein Vergleichsbild zuogeordnet.

Auf der Brosche sind die Buchstaben KMW für Kriegsmarinewerft zu erkennen. Darüber steht die Zuordnung zur Abteilung in römischen Zahlen, hier Nachschubressort. Unten auf der Marke ist auf einem kleinen Platau eine Personalnummer eingeschlagen. Bei der Marke aus dem Ölhof ist die Personalnummer leider unkenntlich.

 

 

VII. Stempel aus einem Büro im Ölhof

 

Heinrich Tippe war 1945 und einige Jahre danach, Bürgermeister in dem kleinen Ort Göddingen bei Bleckede. Als der Ölhof am 19. April 1945 „freigegeben“ wurde war Heinrich Tippe zusammen mit vielen anderen Bürgern aus der Umgebung von Bleckede im Ölhof unterwegs um brauchbare Dinge zu „sammeln“. Als Bürgermeister hatte er einen guten Blick für die Dinge der Verwaltung. Am Kriegsende waren Stemel knapp und so blieben diese Fundstücke erhalten.

Der Enkel von Heinrich Tippe stellte die Stempel freundlicherweise für dieses Projekt zur Verfügung.

 

 

 

 

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