Tank-Gruppe IV

 

 

Nach der Gebäudeliste von 1950 vom Staatshochbauamt Lüneburg, trägt die Behältergruppe IV die Nummern 17 bis 22. Diese Tanks befanden sich in einer rechteckigen Bunkeranlage. Jeder Tank bestand aus  einem fast quadratischen Bunker. Jeder der sechs großen, 10 000m³ fassenden Stahlbetontanks konnte, über einen „Umgang“ um den jeweiligen Tank herum ständig überprüft werden. Die Tank-Gruppe IV wurde im Frühjahr 1939 zur Bauabnahme erstmalig mit Wasser befüllt. In der gesamten Tank-Gruppe wurde auf den Einbau von Stahl-Tanks verzichtet.  Die Tanks waren durch das sogennannte Torkretverfahren wasserdicht gemacht worden – bei dem Torkretverfahren wird der Beton mit Hilfe spezieller Pumpen und Strahlrohre mit sehr hohem Druck (bis zu 200 bar) „aufgesprüht“ und dadurch stark verdichtet, ein Verfahren, dass heute noch im Tunnelbau zur Anwendung kommt.

 

Lageskizze Tank-Gruppe I (Ölleitungen - rot, Wasserleitungen - blau, Gleisanlagen- grün)
Bild 1: Lageskizze Tank-Gruppe IV, Stand 1945, Öl-Leitungen wurden rot, Wasserleitungen blau und Gleisanlagen grün markiert.

 

Neben der Tankgruppe wurde ein kleines Pumpenhaus für Löschwasser gebaut. (In der Zeichnung auf der rechten Seite der Anlage). Die Brunnen dieser Anlage befanden sich in unmittelbarer Nähe der Tank-Gruppe. Bereits nach kurzer Zeit waren die Brunnen versandet und Wasser konnte hier nicht mehr gefördert werden. Die Löschwasserversorgung erfolgte über das Wasserwerk.

 

Im laufenden Betrieb erfolgte in der Gruppe IV die Einlagerung von Gasöl bzw. Teeröl. Hier zeigte sich, dass die Öle in den Beton eindrangen und teilweise den Beton durchdringen konnten. Ein Versuch die Tanks mit einer 5-6 mm starken Kautschuk-Schicht als Abdichtung auszusprühen scheiterte, als man feststellen musste, dass die Kautschuk-Schicht durch Steinkohlenteeröl aufgelöst wurde.
Kautschuk-Fladen lösten sich von den Wänden und verstopften die Pumpen und Auslaufrohre. Bei dem Versuch einen Tankablauf zu reinigen, ereignete sich ein Unfall, bei dem ein Arbeiter getötet wurde. Der Öl-Arbeiter war mit Schutzausrüstung in den Tank eingestiegen und obwohl er im Umgang mit dem Pressluftatemgerät ausgebildet war, kam es zu einer Störung am Atemgerät. Trotz aller damals eingesetzten Sicherungsmaßnahmen konnte der Mann nur noch tot aus dem Tank herausgeholt werden.

Nachdem offensichtlich geworden war, dass die Tank-Gruppe für den Ölhof unbrauchbar war, wurden die Tanks gereinigt und in Lagerhallen umgebaut. Im Marine-Tanklager Bleckede entstand  ein Marine-Nachschublager.

Zitat aus den Gesprächsaufzeichnungen mit Johannes Werding, von 1983 und 1989:

„In den Betonbehältern der Gruppe IV, die wegen ihrer Beschaffenheit nur eine kurze Zeit für die Lagerung von Öl benutzt wurden, hatte die Kriegsmarinewerft bereits lange vor 1942 Verbrauchsstoffe für die Marine gelagert, z.B. Putzmaterial, Farben, Chemikalien, auch Bekleidung.“

 

Bild 3: Lageskizze Tank-Gruppe IV. In die zusätzlichen Eingäge wurden Feldbahngleise (gelb) verlegt, Öl-Leitungen wurden rot, Wasserleitungen blau und Gleisanlagen grün markiert.

 

Damit eine Nutzung als Lagerraum erfolgen konnte, wurden in vier der sechs Tanks große Tore in die Außenmauern gebrochen. Zusätzlich wurden Feldbahngleise bis hinein in die Bunker gelegt. Eingehende und ausgehende Waren konnten so auf kleinen Flachwagen, entweder zur Breetzer Strasse, oder zum erstellten Verladegleis der Eisenbahn transportiert werden.

 

Bild 4: Tank-Gruppe IV, brit. Luftbild 29. Oktober 1944, Tore in den Bunker – weiße Pfeile, Verladeplatz vor der Tank-Gruppe – gelbe Pfeile

 

In den Baracken an der Breetzer Strasse wurde die Verwaltung des Marine-Nachschublagers eingerichtet. Es entstanden zwei voneinander unabhängige Bereiche. Der erste Bereich war nur für Material der U-Boot-Flotte zuständig. Hier waren Bekleidung, Kleinausrüstung und Verbrauchsmaterial speziell für die Mannschaften der U-Boote eingelagert.
Im zweiten Lagerbereich, der auch den größeren Raum einnahm, wurden zum großen Teil technische und chemische Produkte für den Werftbetrieb in Wilhelmshaven eingelagert.
Neben Verbrauchsmaterialen wie Seife, Farben und Lacke wurden Säuren, technischer Alkohl und auch Quecksilber aus diesem Materiallager auf Bestellung  nach Wilhelmshaven abgegeben.

 

Bild 5: Tank-Gruppe IV, brit. Luftbild 7. Apr. 1945

 

Im Bild 4, vom April 1945, sind die Eingänge gut zu erkennen. Auf dem Verladeplatz liegen die Waren unter Tarnnetzen. In diesem großen „Spezialitäten-Laden“ sollen auch Leder und Linoleum eingelagert gewesen sein. Wie der Warenverkerhr innerhalb der Kriegsmarine organisiert war, kann in Bezug auf dieses Nachschublager noch nicht abschließend berichtet werden. Ein tieferer Einblick ergibt sich durch den Bericht: Zum Dienst verpflichtet

 

Bild 6: Gelände der ehemaligen Tank-Grupppe IV, 2007, Foto Bendler.

 

Im Gelände der ehmaligen Tank-Gruppe IV ist heute kaum mehr zu erkennen dass sich hier Bauwerke befanden.

 

weitere Gebäude in dieser Rubrik sind:

 

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