Gebäude Nr. 70

 

Baracke in Fertigbauweise

 

Dieses Gebäude Nr. 70 wurde vermutlich 1936 errichtet. Es handelt sich bei diesem Gebäude um eine Baracke, die nach zahlreichen Umbauten und Modernisierungen, heute noch als Wohnhaus genutzt wird.
Vor dem Gebäude Nr. 70 befand sich ein Keller, der ca. 2 m hoch Erde überhäuft war und den Anwohnern als Luftschutzraum diente. (im Bild 1:  Nr. 70a)

 

Bild 1: Stadort Gebäude Nr. 70 und Schutzraum (Keller) 70a

 

Ursprünglich waren in diesem Gebäude zwei Wohnungen für Angestellte aus dem Ölhof  untergebracht. Zeitzeugenberichte zufolge soll in diesem Gebäude, zeitweilig, eine Großküche eingerichtet gewesen sein. Vermutlich ist von hier aus die Bau-Kantine bis zur entgültigen Fertigstellung mit Essen beliefert worden.

 

Bild 2: Ehemaliges Gebäude Nr. 70, Westseite, 2004, Foto Bendler.

 

Bild 3: Seitenansicht ehemaliges Gebäude Nr. 70, 2004, Foto Bendler.

 

Die Bauweise dieses Gebäudes unterscheidet sich deutlich von der Bauweise anderer Gebäude im Ölhof. An den Seitenwänden befinden sich Stützkonstruktionen, die nur hier verbaut wurden.

 

Bild 4: Stützkonstruktionen an den Aussenwänden, 2004, Foto Bendler.

 

Die gesamte Konstruktion deutet auf eine Bauweise mit Fertigteilen hin. An einer „Stütze“ fehlt der Betonfuß. Hier kann man einen Eisenbogen erkennen, der im Fundament einbetoniert wurde. Als das Gebäude errichtet wurde, hat man die einzelnen Elemente auf der Fundamentplatte in Mörtelbettung aufgestellt und dabei in die Bodenanker eingesteckt. So konnte schnell eine solide Baracke in Betonbauweise errichtet werden.

 

Bild 5: Bodenanker an einer unverkleideten Stützkonstruktion, 2004, Foto Bendler.

 

Die Konstruktion aus Fertigteilen reicht hinein bis in den Dachstuhl. Die Dacheindeckung besteht aus Stroh-Zement-Platten, die auf Brettern auf den Betonsparren liegen. Die Dachhaut besteht aus aufgenagelter und verklebter Dachpappe.

 

 

 

Das Gebäude Nr.70 stellt in seiner Bauweise im Zeitraum ab 1935 keinen Einzelfall dar. Dieser Typ einer Massiv-Baracke wurde  bis in die Nachkriegszeit hinein gebaut. In Bremen-Farge wurden beim Bau des U-Boot Bunkers „Valentin“, im Arbeiter-Lager, ebenfalls solche Massiv-Baracken errichtet. Eine, dem gebäude Nr. 70 in Bleckede sehr ähnliche Baracke, wird heute in Bremen als Dokumentations- und Gedenkstätte genutzt.

Bei einem Vergleich der Dachkonstruktion des ehemaligen Gebäudes Nr. 70 in Bleckede mit der Dachkonstruktion der Baracke Nr. 27 in Bremen Farge, stellte sich heraus, dass die Dachsparren in Bleckede andersherum (um 180° gedreht)  eingesetzt waren, als die in Bremen. ( vergl. Bild 6 und Bild 8).

 

Bild 8: Dachkonstruktion der Baracke 27, Lagerstraße, Bremen Farge, 2005, Foto Bendler.

 

In Bremen-Farge kommen in der Dachkonstruktion der Baracke 27 Betonstützen zum Einsatz, die in vorgefertigte Widerlager zwischen Dachbalken und Dachsparren eingesetzt und zusätzlich mit Draht verspannt sind. Bei der Dachkonstruktion in Bleckede weisen die Widerlager in die engegengesetzte Richtung. Ob sich in Bleckede Widerlager an den Dachbalken auf dem Boden befinden, konnte nicht festgestellt werden.

 

 

weitere Gebäude in dieser Rubrik sind:

 

 

Print Friendly, PDF & Email