Das Krankenhaus

 

 

Heiliger Georg mit dem Zeichen des Doppelkreuzes auf der Brust, Wappen von Niedersachsen, Landkreis Lüneburg, Stadt Lüneburg, Sinnspruch: "Leichter träget, was einer träget, der Geduld zur Bürde leget"
Bild 1: Wandgemälde im ehemaligen Eingangsbereich im Gebäude 59, 2005, Foto Bendler.

Der heilige Georg mit dem Doppelkreuz auf der Brust [47]

im Bild eingebunden die Wappen von Niedersachsen, dem Landkreis Lüneburg und der Stadt Lüneburg.

Der Sinnspruch im Bild lautet: „Leichter träget, was einer träget, der Geduld zur Bürde leget“

 

Das Krankenhaus (Lungenheilstätte) in Bleckede wurde im März 1948 in einem Teil des ehemaligen Marine-Nachschublagers eröffnet. Bei der Einrichtung des Krankenhauses herrschte, in Bezug auf die Tuberkulose folgende Situation: Nach 1945 waren die Erkrankungen und Sterbefälle weit über den Vorkriegsstand angestiegen. In Niedersachsen kamen 1947 auf 10 000 Menschen 53,7 Neuerkrankungen gegenüber nur 11,5 im Jahre 1938, während sich gleichzeitig der Bestand an Patienten, die an Tuberkulose erkrankt waren pro 10 000 Menschen, von 40,1 vor dem Kriege auf 103,7 im Jahre 1947 erhöht hatte.

Die britische Militärregierung ließ die Basis der Medizinalverwaltung, die Gesundheitsämter, weitgehend unangetastet. Ihre Aufgaben wurden lediglich neu bewertet und einer anfangs engen Kontrolle durch die verschiedenen Instanzen der Militärregierung unterworfen. Die Kontrollen wurden bis zur Institutionalisierung einer Abteilung für öffentliches Gesundheitswesen des Landes Niedersachsen Ende 1948 schrittweise zurückgenommen.

Im Landkreis Lüneburg entschlossen sich der ärztliche Direktor des Städtischen Krankenhauses in Lüneburg, Prof. Dr. Kahlstorf, und der Leiter des Staatlichen Gesundheitsamtes Dr. Schaeper, an Stelle der damals üblichen Improvisation zur Steuerung der ersten Not, eine Krankenhausabteilung (2. Medizinische Abt.) im Oelhof in Bleckede, auf einem ca. 10 ha großem Gelände zu eröffnen. Die rechtlichen Vorgaben hierzu, kamen von der britischen Militärregierung.

Vor der Eröffnung war ein kleines Vorauskommando in Bleckede eingetroffen. Schwester Else Roschkowski und Schwester Lene. Zusammen mit einem Hausmeister und einer „Beiköchin“, haben diese vier die Gebäude für die ersten Patienten hergerichtet.

Bild 2: Lageplan ehemaliges Krankenhaus Bleckede ca. 1995

 

Der Grundbesitz wurde vom Bundesvermögensamt zuerst vermietet und später dem Landkreis Lüneburg überschrieben. Ende 1953 wurde Dr. Kehler zum Fachärztlichen Leiter ernannt.

 

Bild 3: Haupttor ca.1970

 

In Bleckede wurden, wie überall in den Anfängen der modernen Tuberkulosebehandlung, noch Liegekuren durchgeführt. Zu diesem Zweck wurden „Liegehallen“ gebaut. Eine der ehemaligen Liegehallen wird heute durch den Kindergarten Robert Koch Str. als „wetterfester Aussenspielplatz“ genutzt.

 

Da die finazielle Situation für diese Abteilung stets angespannt war, konnten Baumaßnahmen nur Schritt für Schritt verwirklicht werden. Es entstanden der Operationstrakt (1954), das Arzthaus in der Robert-Koch-Straße (1956) (heute in Privatbesitz), Neue Kläranlagen und eine neue Röntgenabteilung (1963), An- und Umbau der Männer- und Frauenstation und das Schwesternwohnheim (1965).

 

 

Außer den stationären Heilbehandlungen, wurden in Bleckede auch ambulante Untersuchungen und Begutachtungen durchgeführt. 1971/72 erfolgte der Neubau einer Bettenstation; Erweiterung auf eine Kapazität von 85 Planbetten.

 

Bild 8: Neubau und Erweiterung der Bettenstation 1972

 

Am 31.12.1984 verließ Dr. Kehler nach 31 Jahren das Krankenhaus Bleckede. 1985 wurde Dr. C. Ellendorff als Leiter der Lungenabteilung in Bleckede eingestellt. Ungewöhnlich: Der Chefarzt erhielt einen unbefristeten Arbeitsvertrag, obwohl die Stadtväter in Lüneburg schon damals wussten, dass die Klinik bald geschlossen werden sollte. Dr. Ellendorff wurde dann einer der teuersten Krankenhaus-Mitarbeiter ohne Arbeitsplatz in einem Krankenhaus in Deutschland. (alle haben gelacht! – fast alle!) Im April 1989 wurde die 2. Medizinische Abteilung in Bleckede geschlossen. Anschließend wurde das Krankenhaus als Notunterkunft für Übersiedler nach der Grenzöffnung im November 1989 genutzt.

In den Jahren danach herrschte ein „Zuständigkeitsvakuum“. War der Landkreis Lüneburg oder der neue Besitzer, die Imomed GmbH für den Unterhalt der Liegenschaft zuständig?

Bürger, auf der Suche nach „Wertstoffen“ und Randalierer erledigten dann den Rest im Laufe der folgenden Jahre. Das Gelände sollte immer wieder den Besitzer wechseln. Pläne wurden geschmiedet und wieder verworfen. Mittlerweile kam es, wie direkt in der Nachkriegszeit, wieder zu Einsätzen der Feuerwehr im ehemaligen Oelhof in Bleckede.

 

 

Bild 9 bis Bild 15: Ehemaliges Krankenhaus Bleckede im Verfall 2006, Fotos Bendler.

 

Im Juli/August 2008 wurden die Gebäude im ehemaligen Krankenhaus in Bleckede abgerissen. Alle Fundamente, auch die der ehemaligen Oelhof-Gebäude wurden aus dem Erdreich herausgebaggert. Der gesamte Bauschutt wurde vom Gelände entfernt.

Bild 16 bis Bild 21: Abriss der Ruinen 2008, Fotos Bendler.

 

Nur wenige Arbeiter einer Abrissfirma waren nötig um die Ruinen der Gebäude endgültig zu beseitigen. Wo an einem Tag noch Bauschutt bis zum Waldrand lag, war nur wenige Tage später keine Spur mehr zu erkennen.

 

 

[47]   Im Wandgemälde wurde der heilige Georg, als Schutzpatron der Spitäler und Siechenhäuser, mit dem „lothringer Kreuz“ auf der Brust dargestellt. Das „lothringer Kreuz“ ist seit 1902 Symbol der Internationalen Union gegen Tuberkulose und Lungenkrankheiten IUATLD (offizielle Kurzbezeichnung „The Union”), sie ist die einzige internationale nicht-staatliche Organisation, die sich speziell mit der Tuberkulose befasst.

 

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